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Aktuelles aus dem Kreisverband

Nachruf zum Tod von Martin Gräbener

KV Siegen-Wittgenstein, Silke Schneider

Martin Gräbener ist tot! - Daran gibt es nichts zu deuteln, das ist so.

Niemals wird er mehr seine scharfen politischen Analysen weitergeben können, die uns so oft und anschaulich die Lage erklärt haben.

Niemals mehr wird er seine politischen Gegner mit harten, aber sachlich fundierten Argumenten zur Weißglut bringen können.

Sein Leben war ein Leben für die Politik, für seine Überzeugung von einer
klassenlosen Gesellschaft, von der gerechten Sache des Kommunismus.

Er wollte die Revolution und hätte alles dafür getan.

Geboren wurde Martin Gräbener am 28.07.1953 in Wilgersdorf im Kreis Siegen-Wittgenstein. Nach Beendigung seiner Schulzeit 1969 machte er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur bei der Fa. Hinthertür. Schon während seiner Schulzeit begann er sich politisch zu engagieren. Er war als Kind des beginnenden Wirtschaftswunders in der BRD durch den immer noch latent existierenden Nationalsozialismus animiert, den Muff der alten Zeit zu überwinden und dem etwas Neues, Freiheitlich-Demokratisches entgegenzusetzen. Somit engagierte er sich in der damaligen Studentenbewegung in verschiedenen K-Gruppen der APO. Er trat dann auch der nach dem Verbot der KPD neugegründeten DKP bei. Seine politische Ausrichtung verhinderte auch, dass er nach Beendigung des Grundwehrdienstes eine Karriere als Berufssoldat ergreifen konnte. Politisch engagierte er sich neben seiner Mitgliedschaft in der DKP auch in der damals auflebenden Friedensbewegung, der er bis zu seinem Tod treu geblieben ist. In diesem Zusammenhang lernte er auch die Nöte des kurdischen Volkes kennen, welches von Seiten der Türkei seiner Sprache, seiner Kultur und seiner Identität beraubt wurde. Er beteiligte sich über einen längeren Zeitraum aktiv am Kampf der Kurden für ein freies Kurdistan. Dem kurdischen Volk blieb er bis zu seinem Tod immer verbunden und hat bis zuletzt im Vorstand des kurdischen Vereins Siegen aktiv mitgewirkt.

Anfang der 80er Jahre, mit dem Aufflammen der „Anti AKW-Bewegung“ begann er sich mit umweltpolitischen Themen zu beschäftigen und trat dann auch der damals noch jungen Partei „Die Grünen“ bei. Für ihn waren soziale Gerechtigkeit und Ökologie untrennbar miteinander verbunden. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern gründete er den KV Siegen-Wittgenstein der Grünen. Nach deren ersten Antritt bei Kommunalwahlen gehörte Martin Gräbener der Stadtratsfraktion der Grünen an. Später hatte er auch noch ein Mandat im Kreistag für die Grünen. Als die Grünen, nach einem richtungsweisenden Parteitag, sich dazu entschlossen, Realpolitik zu machen und dem Einsatz der Bundeswehr im Kosovo zustimmten, trat Martin Gräbener aus. Nach der Wende 1990 trat er in die neugegründete PDS ein, bei der er den KV Siegen-Wittgenstein mitgründete und aufbaute.

In der Zeit von November 1991 bis Januar 1993 war er Projektleiter beim Hilfsprojekt „Winterhilfe“ der Schweizer Caritas im kurdischen Gebiet des Nordirak. Anlässlich des 2. Golfkrieges hat die Schweizer Caritas das Winterhilfsprojekt für Kurden im Irak durchgeführt. Mit den Spendengeldern aus der Schweiz hat Martin zusammen mit den Kurden Schulen und Krankenhäuser aufgebaut, Straßen und Brücken befahrbar gemacht und Wohnungen gebaut. In diesen sechs Monaten hat er sich sehr intensiv mit den Problemen des kurdischen Volkes auseinandergesetzt. Ihr Kampf um Freiheit und Autonomie hat ihn bis zuletzt beschäftigt und er hat sich dafür eingesetzt. (Beate Gräbener)

Als 2007 die PDS und die WASG zur Partei „DIE LINKE“ verschmolzen, wurde Martin Gräbener gemeinsam mit Ullrich Georgi Sprecher des KV Siegen-Wittgenstein. Mit dem ersten Antritt der Linken bei der Kommunalwahl im Jahr 2009 wurde Martin Gräbener in den Stadtrat gewählt. Dort übernahm er den Posten des Fraktionsvorsitzenden. Diesen behielt er bis zu seinem Tod. Im KV wurde er 2012 Geschäftsführer. Auch dies war er bis zu seinem Tod.

Martin Gräbener war ein Mensch, der seine politische Arbeit mit viel Herzblut und Elan gestaltete. Er verbrachte einen Großteil seiner Zeit mit der Bearbeitung seiner vielen Projekte. Mit ihm verlieren wir einen aufrichtigen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit in einer klassenlosen Gesellschaft. Er verstand sich zeitlebens als Kommunist. Doch für ihn wäre ein Sozialismus nur demokratisch möglich gewesen. Der real existierende Sozialismus ist gerade deswegen gescheitert, weil er nicht demokratisch war, dies war seine Überzeugung.
Die Linke verliert einen ihrer engagiertesten Mitstreiter. Die Lücke, die er hinterlässt, wird nur schwer zu füllen sein. In uns wird er weiterleben, als der, der er war – ein unermüdlicher Kämpfer für die gute Sache. Seine Ideen und sein politischer Sachverstand werden uns fehlen. Es gibt eine Menge Leute, die ihm viel zu verdanken haben.

Martin, du fehlst uns!!!