Kurden in Syrien: Zwischen den Fronten

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Kleine Saal der Bismarckhalle. Auf Einladung der Kurdischen Gemeinde Siegen und des Kreisverbands DIE LINKE.Siegen-Wittgenstein waren zahlreiche Interessierte gekommen, um sich über die Situation in Rojava, Syrien, zu informieren.

Rojava ist der kurdische Teil Syriens, in dem im letzten Januar die Demokratische Autonomie ausgerufen wurde.  Der weitgehende Rückzug der Staatsmacht hat für die 2,5 Millionen Menschen, die hier leben, das Fenster zur lang ersehnten Autonomie aufgestoßen. Heute erproben sie das Experiment einer direkten kommunalen Demokratie, den sogenannten dritten Weg, und damit auch die Möglichkeit gesellschaftlicher Konfliktlösungen jenseits der alten von Überwachen und Strafen geprägten Kultur der Gewalt. Ihre politischen Organe legen Wert auf einen hohen Anteil von Frauen. Ein neues Gesundheitswesen wird aufgebaut, ebenso eigene Selbstverteidigungskräfte, die versuchen die Bevölkerung zwischen den Fronten zu schützen.

Ahmet Kobani, ein Vertreter der Partei der Demokratischen Einheit (PYD), schilderte die Situation im kurdischen "Westen". Er berichtete von zahlreichen Angriffe der al-Quaida, deren Kampfverbände über die Grenze von der Türkei aus nach Rojava eindrängen und Massaker an der Bevölkerung verrichtet hätten. Er beklagte, dass auch Waffen aus Deutschland immer wieder in die Hände der Terrorgruppen gelangten und forderte ein Ausfuhrverbot für Waffen in Länder wie Saudi-Arabien und Katar, die die Jihadisten mit Waffen versorgten.

Ali Atalan, Bundesprecher der BAG Frieden und Internationale Politik und Ex-Landtagsabgeordneter der LINKEN forderte mehr Unterstützung des Westens für den "Frühling der Völker", für den basisdemokratischen Prozess, in dem es nicht um Separation, sondern um das friedliche Zusammenleben der Völker und Religionen gehe. Stattdessen würden menschenverachtende Gruppierungen unterstützt und die Türkei, deren Ministerpräsident Erdogan nur nach einem Vorwand suchte, um gegen die Kurden in Syrien Krieg zu führen. Geheime Telefongespräche hierüber gelangten vor kurzem in die Öffentlichkeit.

Martin Gräbener, Geschäftsführer und Bürgermeisterkandidat der LINKEN, rief zur Solidarität mit den Menschen in Rojava auf und regte einen Spendenaufruf und die Sammlung von dringend benötigten Medikamenten an.

....................................................