"Eine Schule für ALLE" anstatt "G9 jetzt in NRW"

Dirk Jakob

Am Mittwoch, den 5. April 2017, lud DIE LINKE.Kreuztal zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung mit dem Thema Schule in den Fellinghäuser Bürgertreff „Unter uns“ ein.

Die Veranstaltung fand ein hochinteressiertes Publikum, das hier auch die Gelegenheit hatte, den Direktkandidaten des Wahlkreises 127 für die Landtagswahl 2017, Ullrich Georgi, kennenzulernen.

Der Referent Ulrich Schloos als bildungspolitisch tätiger Diplom-Pädagoge zeichnete in seinem Film- und Redevortag zunächst den Ist-Zustand des heutigen Bildungssystems in NRW und die historische Entwicklung dahin auf. Sehr deutlich konnte aufgezeigt werden, welche Schäden die frühzeitige Selektion der Schülerinnen und Schüler in ein mehrgliedriges System für diese selbst aber auch für die Gesellschaft schlechthin hervorbringt. Diese, aber auch die chronische Unterfinanzierung des Bildungssystems mit seiner einseitigen Ausrichtung auf wirtschaftliche Verwertbarkeit schädigt die Menschen sozial wie auch individuell, macht emotional und psychisch krank und bringt am Ende selbst volkswirtschaftlich keinerlei Gewinn. Hier werden junge Menschen frühzeitig aufs Abstellgleis ohne weitere positive Entwicklungsmöglichkeiten gebracht. Diesem Modell wurde von Ulrich Schloos das skandinavische Schulsystem mit einem langen gemeinsamen Lernen bis ins 10. Schuljahr entgegengestellt, dass für alle einen Gewinn an solidarischem Miteinander in gegenseitiger Unterstützung hervorbringt. Hier wird nicht selektiert, sondern individuell gefördert, was den Entwicklungsmöglichkeiten aller Schülerinnen und Schüler nutzt. Selbst wirtschaftlich ist eine solche Schule für alle am Ende erfolgreicher als das frühzeitige Aussortieren in einer sensiblen Phase der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Klar war allerdings allen Anwesenden, dass zur menschengerechten Förderung in den Schulen sehr viel mehr Geld bedarfsgerecht ins System fließen muss. Dieser Standpunkt wurde auch im Anschluss an den Vortrag von Ulrich Schloos durch den Linken-Landtagskandidaten Ullrich Georgi in aller Deutlichkeit vertreten. Den Rahmen der Veranstaltung nutzte Marcus Hohenstein, der Initiator des Volksbegehrens „G9 jetzt“, der sich unter den Gästen befand, um für seine Initiative zu werben. In dieser Frage zeigte sich das Meinungsbild etwas unterschiedlich, da die Initiative teilweise umstritten ist oder als nicht weitgehend genug angesehen wird. Hierzu wurde zumindest weiterer Gesprächsbedarf erkannt, der der weiteren Klärung dient. Die Publikumsbeiträge konnten an mehreren Stellen aufzeigen, wie unser heutiges unterfinanziertes Bildungssystem Leid erzeugt, dass bei angemessener Personalausstattung der Schulen vermeidbar wäre und so einfach nicht weiter akzeptiert werden kann, wenn einem die Menschen und nicht nur die materiellen Profite am Herzen liegen.