Pressemitteilung: "Wisente"
Die LINKE. Wittgenstein unterstützt prinzipiell alle vernünftigen und professionellen Bemühungen zum Erhalt und zur Stärkung der Artenvielfalt. Deshalb setzt sich unsere Partei auf Bundesebene auch für die Umsetzung der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt ein und möchte dazu ein bundesweites, koordiniertes Programm zur Überwachung der biologischen Vielfalt realisieren. Ein vernünftig und professionell durchgeführtes Artenschutzprojekt ist das Wisent-Wiederansiedlungsvorhaben in Bad Berleburg dagegen offenbar nicht. Vor allem nicht, wenn man es mit anderen Wisent-Projekten in Deutschland oder in Europa vergleicht, die besser zu funktionieren scheinen.
Aus unserer Sicht liegt das daran, dass die Verantwortlichen dieses Projekt in Wittgenstein bereits von Anfang an mehr als wirtschaftliches und touristisches Unternehmen und weniger als Artenschutzprojekt betrachtet haben. Eine Verknüpfung von Artenschutz und naturtouristischer Nutzung eines solchen Vorhabens kann dabei durchaus sinnvoll sein. Denn nur wenn die Region und die BürgerInnen und nicht nur einige wenige an einem solchen Vorhaben teilhaben, wird ein solches Projekt auch von den Menschen vor Ort mitgetragen und unterstützt. Das Problem ist nur, dass die touristische Nutzung für den Trägerverein höchste Priorität hatte und der Artenschutz fast völlig vernachlässigt wurde. Insofern liegen die Gründe eines nicht mehr unwahrscheinlichen Scheiterns des Projektes in einer bewusst falschen Gewichtung von Artenschutz und tourismusökonomischem Marketing-Interesse, dessen Ziel es wohl war, die Wisente als Markenträger für Bad Berleburg zu nutzen. Gerade die tourismusökonomischen Interessen blieben dabei von Anfang an aber höchst undurchsichtig. Und als Folge dieses faulen Kompromisses zwischen Artenschutz und Tourismuswirtschaft begab sich der Wisent-Trägerverein in eine rechtliche Grauzone mit großer Rechtsunsicherheit und hohen finanziellen Risiken. Das fällt den Beteiligten nun auf die Füße. Dass diese jetzt allerdings glauben, sie könnten sich ihrer Verantwortung durch Kündigung des öffentlich-rechtlichen Vertrages entziehen, wirft ernsthafte Fragen auf und bestätigt diejenigen, die das Projekt unter dem Aspekt des Artenschutzes schon immer kritisch sahen.
Die verantwortlichen Behörden auf Kreis- und Landesebene sind jetzt aufgerufen, die Rechtslage durch unabhängige Juristen und Sachverständige prüfen zu lassen und dann die Verantwortlichen des Wisent-Projektes in die juristische Verantwortung zu nehmen. Denn es fällt schwer zu glauben, dass es den Protagonisten des Projekts bei ihrem Vorgehen primär um das Wohl der Tiere geht, auf deren Rücken und zu deren Lasten nun ein Konflikt ausgetragen wird, welcher schon zu Beginn des Projektes erwartet werden konnte. Statt Lösungen für die Probleme zu finden verhielt sich der Wisent-Trägerverein diesen gegenüber in der Regel ignorant. Dazu kommt wohl auch, dass sich der Wisent – Trägerverein durch die Vertragskündigung und mit der Erklärung der Herrenlosigkeit der Tiere seinen finanziellen Verpflichtungen entziehen will. Ob das Wisent-Projekt unter diesen Voraussetzungen noch zu retten ist, bleibt abzuwarten. Eine Fortführung bedarf sicherlich einer schnellen grundsätzlichen Neuaufstellung der Projektorganisation und Personalien. Sollte das Projekt scheitern hätte dies wohl in erster Linie für die Tiere dramatische Folgen.