Psychosomatik im Allgemeinkrankenhaus: Erfahrungen mit der Schmerztherapie

Kreistag

Mit einem Antrag an den Kreistag hatte die Kreistagsfraktion DIE LINKE die Diskussion um die psychosomatische Versorgung an den Krankenhäusern im Kreisgebiet im vergangenen Jahr angestoßen, eine Diskussion, die in der kommenden Woche im Gesundheitsausschuss des Kreistages ihre Fortsetzung finden wird.

Auf Einladung der Siegener Initiative zur Rehabilitation und Integration psychisch Kranker und der Kreistagsfraktion berichtete kürzlich Dr. Wolfgang Merkle über Struktur- und Arbeitsweise der Psychosomatischen Klinik am „Hospital zum heiligen Geist“ in Frankfurt am Main, die er seit 1996 leitet.

Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern wie Herz-Kreislauferkrankungen, Asthma Bronchiale, Darmerkrankungen und anderen inneren Erkrankungen können dort psychotherapeutisch, mit Kunst- und Bewegungstherapie und weiteren Behandlungsformen behandelt werden. Eine medikamentöse Behandlung kann gleichzeitig stattfinden. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Kliniken für Innere Medizin, aber auch Frauenheilkunde und Chirurgie durch Konsiliarkontakte und Liaisonbehandlung.

Ein besonderer Aspekt innerhalb des Vortrages von Dr. Merkle galt der Schmerztherapie. Innerhalb der Psychosomatischen Klinik wurde eine eigene Station für Schmerzpatienten eingerichtet. Meist handelt es sich um chronische Schmerzzustände, die oft neben somatischen Ursachen ihre persönliche Geschichte haben in traumatischen Ereignissen, Verlusten, inneren und äußeren Verletzungen. Die Vielschichtigkeit und die unterschiedlichen Dimensionen, die in dem Vortrag dargestellt wurden, können hier nur angedeutet werden. Der Ursprung für später auftretende Schmerzen kann in Missachtung und seelischen Verletzungen in der Kindheit und Jugend liegen. Entfremdung führt zu einer Fremdheit des Körpers, der dann zum Objekt wird. Patienten gehen mit sich selbst, auch mit ihrem eigenen Körper ähnlich um, wie sie als Kinder von ihren Eltern behandelt wurden. Aber auch spätere schwere Verletzungen können ausschlaggebend sein: Verlust oder Tod des Partners, Unrecht, Kränkung und Überlastung auch im beruflichen Bereich. So spielen auch bei der Sudeckchen Krankheit – einer Schwellung und Entzündung als Folge einer vegetativen Störung nach Verletzungen - seelische Widersprüche und Konflikte oft eine entscheidende Rolle. Es handelt sich hier um eine Erkrankung, die bis zur Versteifung und Nekrose führen kann.

In Hessen, berichtete Dr. Merkle, gibt es inzwischen eine Reihe von Psychosomatischen Kliniken im Rahmen von Allgemeinkrankenhäusern, landesweit mit 700 Betten. Entsprechende Kliniken gibt es auch in NRW, z.B. in Köln und Bergisch Gladbach. Wesentlich ist, dass es sich dabei um eigenständige Kliniken handelt, nicht um Anhängsel an die Psychiatrie. Auch in der Psychiatrie geht es – auch wenn sie blockiert ist von ihren eigenen Konflikten zwischen Psychotherapie, hoher neuroleptischer Medikation und Elektroschocks – um Psychotherapie. Aber sie betrifft einen anderen Kreis von Patienten; der Facharzt für Psychiatrie hat eine andere Ausbildung und einen anderen Erfahrungshorizont als der Facharzt für Psychosomatik, der wesentlich auch auf die Innere Medizin bezogen ist. Eine Verbindung zwischen Psychiatrie und Psychosomatik würde beiden Fächern gut tun, aber sie müssten beide selbständig und gleichberechtigt bleiben. Dies bestätigte auch die lebhafte Diskussion in der Bismarckhalle – es betrifft uns alle.