Leserbrief: Wo wollen wir hin ? Was wollen wir tun ? Wozu sind wir bereit ?

Thorsten Fischer, OV Wittgenstein

Unter anderem hat der amerikanische Schriftsteller und Artenschütze Jonathan Franzen das ausgesprochen was kaum einer hören will: „Das Spiel ist aus - "Der Petrol - Konsumismus hat gewonnen." Vor 30 Jahren wäre es an der Zeit gewesen etwas zu ändern, die Ärmel hoch zu krempeln, seit dieser Zeit hat die Menschheit soviel CO2 in die Atmosphäre gepumpt, wie in der gesamten Zeit zuvor. Jonathan Franzen sagt weiter: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen“ Für das Klimaproblem gibt es keine Lösung mehr, es ist im besten Fall abzumindern, mehr nicht.

Der IPCC (Weltklimarat) hält dagegen fest, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad zu begrenzen, um hierfür jedoch nur einen Hauch einer Chance zu haben, müsste jedes Land der Welt seine Infrastruktur und Wirtschaft in den nächsten nicht mal mehr 10 Jahren komplett verändern, sprich erneuern.

Die Zielsetzung der Weltgemeinschaft, aus 2015 in Paris, die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten, würde jedoch auch das Risiko und die Auswirkungen der Klimaänderung nur verringern.

Dramatische Auswirkungen gibt es jedoch schon jetzt: Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, extreme Wetterlagen, u.s.w.

Der Temperaturanstieg liegt jetzt bereits schon bei ca. 1,00 Grad Celsius.

Weiterhin wird in den nächsten Jahrzehnten die Weltbevölkerung weiter dramatisch ansteigen, aber sie wird nicht nur wachsen, sondern im Durchschnitt auch wohlhabender.

Die Internationale Energie – Agentur (IEA) erwartet einen Anstiege des Primärenergiebedarfs um ca. 30 Prozent, gleichzusetzen mit dem heutigen Energiebedarf von z.B. China und Russland zusammen .

Dies würde (Stand jetzt) gleichzeitig eine Erhöhung des CO2 – Ausstoßes um ca. 30 Prozent bedeuten, dieser müsste jedoch, um die Zielsetzungen der Weltgemeinschaft aus 2015 zu erreichen um mindestens ca. 50 Prozent sinken.

Frage: Ist der Klimawandel überhaupt noch aufzuhalten ? Meine Meinung nach NEIN !!! Maximal können wir nur noch die Geschwindigkeit beeinflussen, wie schnell wir unseren Planeten gegen die Wand fahren, jedoch werden wir DIE ERDE mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zerstören.

Aber auch um die Geschwindigkeit des Zerstörungsprozesses zu verringern, bedarf es einer gravierenden Änderungen unseres jedem Einzelnen Lebensstandards.

Wir wissen dieses, gehen für die erforderlichen Änderungen auf die Straße, um die Dringlichkeit deutlich zu machen.

Natürlich sind Versammlung zur Durchsetzung von Interessen, erforderlichen Änderungen notwendig und haben auch absolut ihre Berechtigung, aber auch die Durchführung dieser bedarf eines verantwortungsvollen Umgangs durch deren Organisatoren und Teilnehmern.

Hier verweise ich nur auf eine eigen aufgestellte Berechnung des CO2 – Äquivalenten – Ausstoßes resultierend aus der Versammlung (Party) am 06.10.2018 am Hambacher Forst, nach der gerichtlichen Entscheidung des vorläufigen Rodungsstops.

Diese Veranstaltung hatte nämlich einen CO2 – Äquivalenten – Ausstoß von mindestens 1.500 to zur Folge.

Um diesen Ausstoß innerhalb eines Jahres binden zu können bedarf es mindestens 120.000 Stück Bäume, sprich um diese Veranstaltung CO2 – Ausstoß neutral zu halten, mindestens 120.000 Stück Baumneupflanzungen.

Zumindest ist die Gefahr nicht unerheblich groß, dass auch solche Veranstaltungen zu Veranstaltungen mit schädlichem Aktionismus werden können.

Nicht desto trotz brauchen wir drastische Änderungen und Maßnahmen, um zumindest eine Reduzierung der Geschwindigkeit des Klimawandels erreichen zu können, weiter müssen wir in Maßnahmen investieren, um mit den Folgen des Klimawandels leben zu können.

Diese Maßnahmen müssen so gestaltet werden, dass sie bezahlbar für die Menschen werden, dies zumindest solange wir an unserem jetzigen System festhalten wollen.

Pillepalle - Maßnahmen helfen hier nicht mehr weiter.

Ferner muss sich jeder, auch die Initiatoren und Teilnehmer der Demonstrationen der letzten Tage und Wochen (z.B. auch Fridays for Future – Demonstrationen) persönlich die Frage gefallen lassen, auf welche Annehmlichkeit der Moderne sie verzichten wollen.

Werden hier Aktionen und auch persönliche Verhaltensweisen nicht eventuell auch unredlich, hierbei schließe ich persönliches Verhalten nicht aus.

Letztendlich muss sich jeder Einzelne die Fragen stellen: „Wo wollen wir hin ? Was wollen wir tun ? Wozu sind wir bereit ?“ , um uns dann gemeinschaftlich entsprechend neu ausrichten zu können.

Fest steht: Wir müssen handeln !!! Nachhaltig leben wir ALLE heute nicht !!! Deutschland, aber nicht nur Deutschland, wird die gesetzten Klimaziele auch 2020 nicht erreichen.