Pressemitteilung: DIE LINKE. OV Wittgenstein spricht mit den ErndtebrückerInnen

Thorsten Fischer, OV Wittgenstein

Nachdem Die Linke. Ortsverband Wittgenstein bereits im November in Bad Berleburg mit einem Infostand auf ihre bundesweite Kampagne zum Pflegenotstand aufmerksam gemacht hatte, informierte sie am vergangenen Sonnabend in Erndtebrück die Bürgerinnen und Bürger über die desolate Situation in Kliniken und Pflegediensten.

In der Krankenpflege fehlen bis zu 100.000 Pflegekräfte, in der Altenpflege 40.000 Pflegekräfte. Die Arbeitsbelastung der Beschäftigten, von denen 85% weiblich sind, ist in den letzten Jahren massiv gewachsen. Ihr Arbeitsalltag ist oft von Zeitmangel und zu hoher Arbeitsverdichtung geprägt. Eine repräsentative Befragung der Pflegekräfte von ver.di und DGB brachte jüngst an den Tag, dass viele sich abhetzen müssen und dies zulasten der Arbeitsqualität, d.h. der Patienten geht. Dabei kann der Arbeitsalltag häufig nur deshalb aufrechterhalten werden, weil viele von ihnen einen hohen idealistischen Anspruch an ihre Arbeit haben und immer wieder spontan einspringen, länger arbeiten oder Zusatzaufgaben mit erledigen. Das geht oft an ihre gesundheitliche Substanz mit der Folge von Überlastungen und Erkrankungen, die wiederum durch die Kolleginnen aufgefangen werden müssen und erneut zu Mehrbelastungen führen. Ein Teufelskreis also. Kein Wunder, dass sich nur 23% der befragten Krankenpflegekräfte vorstellen können, ihre Arbeit bis zur Rente durchzuhalten.

Der Zuspruch zu unseren Forderungen nach mehr Personal und Geld für die Pflege war erneut recht hoch. In vielen Gesprächen berichteten Beschäftigte aus Kliniken und Pflegeeinrichtungen über ihre schlechten Arbeitsbedingungen. Besonders beklagt wurde dabei, dass sie diesbezüglich auf wenig bis gar kein Verständnis bei den Vorgesetzten und Klinikleitungen stoßen. Überlastungsanzeigen würden ignoriert. In einigen Fällen mussten sie sogar Repressalien befürchten, nur weil sie darauf hingewiesen hatten, dass sie durch diese miserablen Bedingungen zu einer gefährlichen Pflege genötigt werden. Ein zweites großes Thema war die Situation von pflegenden Angehörigen. Die anspruchsvolle und oft belastende Pflegearbeit wird wie im professionellen Bereich mehrheitlich von Frauen geleistet. Sie sagten, ihre Arbeit werde zu wenig unterstützt und gesellschaftlich anerkannt. Berufstätige Frauen schilderten, dass sie ihre Berufstätigkeit stark einschränken oder aufgeben mussten, um Eltern oder Schwiegereltern zu pflegen, damit sie nicht ins Heim müssten. Mit allen negativen Konsequenzen für die eigene zukünftige Rente. Und es gab auch jene Angehörigen, die notgedrungen eine Pflegehilfe aus Polen beschäftigen, weil sie es alleine schlicht nicht schaffen und ihren Vollzeitjob nicht einfach aufgeben können. Bei den meisten Betroffenen kommen außerdem familiäre Aufgaben hinzu, so dass die Belastungsgrenze schnell erreicht bzw. überschritten wird.

Insgesamt war eine Mischung aus Empörung und Verbitterung darüber spürbar, dass von den regierenden Parteien Verbesserungen versprochen und z.T. auch umgesetzt werden, diese jedoch am Pflegealltag nichts grundsätzlich verändern bzw. kaum bei den Pflegenden ankommen. Genau aus diesen Gründen sieht unsere Sprecherin für Pflegepolitik in der Bundestagsfraktion Die Linke., Pia Zimmermann, einen akuten Handlungsbedarf und mahnt:

„Wenn 1,5 Millionen Menschen mit der Pflege ihrer Familienmitglieder überfordert sind, stimmt das System nicht. Pflegende Angehörige brauchen eine verlässliche, bedarfsorientierte Unterstützung in ihrem Alltag. Die Bundesregierung ist nach zähen Verhandlungen gerade erst bereit, Wegezeiten und Tariflöhne in der ambulanten Pflege zu refinanzieren. Es fehlen noch immer tausende Kurzzeitpflegeplätze, eine unabhängige Pflegeberatung und qualitativ hochwertige Entlastungsangebote für pflegende Angehörige.

DIE LINKE fordert deshalb Stärkungsgesetze nicht nur für Pflegekräfte, sondern auch für diejenigen, die 24 Stunden am Tag für ihre Angehörigen da sind. Pflege darf nicht krank machen. Pflegende Angehörige brauchen eine deutlich bessere Unterstützung, auch von der Politik.“