Situation des Fernverkehrs in Siegen

KV Siegen-Wittgenstein, Martin Gräbener

Pressemitteilung

zur Einbringung der Anträge der Linksfraktion im Deutschen Bundestag zum Schienenpersonenfernverkehr am morgigen Freitag, den 06.03. unter TOP 5 (ca. 12:45) unter spezieller und herausgehoben beispielhafter Betrachtung der Fernverkehrs-Situation der Stadt Siegen

„Der Schienenpersonenfernverkehr ist besonders in metropolfernen Regionen auf dem Rückzug. So treffen die Angebotskürzungen und – Streichungen neben Mittel- zunehmend auch Großstädte, so auch Siegen.
Früher konnte man von Siegen aus mit Fernverkehrszügen der Bahn direkt nach Köln, Frankfurt und Berlin fahren – heute existiert keine dieser Verbindungen mehr.

Siegen ist eine der Städte in Deutschland, die zwar fast 100.000 Einwohner zählt und als Oberzentrum Südwestfalens gilt, aber dennoch seit Dezember 2011 vom Bahn-Fernverkehr völlig abgekoppelt ist.
Der schleichende Rückzug des DB Fernverkehrs fing bereits 1993 mit der Einstellung der D-Zug-Linie Köln-Frankfurt an und setzte sich mit der schrittweisen deutschlandweiten Abschaffung des InterRegios fort.
Das EuroCity-Zugpaar nach Klagenfurt mit Kurswagen bis nach Zagreb stellte nur ein kurzes Intermezzo dar und bot bei Weitem nicht die vertakteten Fernverkehrsverbindungen, die der InterRegio garantierte. Mit der Verkürzung dieser Verbindung um den Streckenast Frankfurt/Main - Siegen verlor die Region 2011 dann den letzten Fernverkehrszug. Seitdem ist Südwestfalen nur noch mit dem Nahverkehr erreichbar – was eine erhebliche Verlängerung der Reisezeiten mit sich bringt.

Mit diesem Schicksal steht Siegen bei weitem nicht alleine da. Rund 100 Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern haben inzwischen keine Bahn-Fernverkehrsanbindung mehr, 25 Städte davon haben sogar mehr als 50.000 Einwohner. All dies ist Teil einer umfassenden Rückzugsstrategie der Deutschen Bahn AG, die sich immer mehr nur auf die großen Hauptachsen im Fernverkehr konzentriert und seit 2001 mehr als ein Fünftel ihrer Fernverkehrsleistung eingestellt hat. Für viele Menschen abseits der großen Fernverkehrsachsen bedeutet das längere Fahrzeiten, häufigeres Umsteigen und dazu trotzdem oft wesentlich höhere Fahrpreise. Auch die Nachtzüge, die bislang auf vielen Strecken in die europäischen Nachbarländer eine komfortable, klimafreundliche und oft auch preisgünstige Alternative zum Flugzeug waren, werden von der DB AG zunehmend eingestellt. So wird Bahnfahren für viele Menschen immer unattraktiver gemacht.

DIE LINKE setzt sich für einen attraktiven und bezahlbaren Bahnverkehr für alle Menschen im Land ein. Deswegen hat sie an diesem Freitag eine Bundestagsdebatte zum Fernverkehr in Deutschland beantragt, in der unter anderem ihr Antrag für ein Fernverkehrsgesetz in Deutschland debattiert wird, das einen Bahnverkehr für alle Menschen im Land sicherstellen soll. Außerdem setzt sich DIE LINKE für eine Mehrwertsteuerreduktion für den Bahn-Fernverkehr ein, um die Benachteiligung gegenüber dem Luftverkehr, der grundsätzlich keine Kerosinsteuer und auf grenzüberschreitenden Verbindungen nicht einmal Mehrwertsteuer zahlt, zumindest zu vermindern.

Gegen die zunehmende Reduktion und absehbare völlige Einstellung des Nachtzugverkehrs, die mit der Entscheidung am Freitag auch vom Bundestag legitimiert wird, formiert sich ein immer stärkerer Widerstand. Auch am Freitag werden ab 14:30 Aktivistinnen und Aktivisten aus mehreren europäischen Ländern unterstützt durch Bundestagsabgeordnete der Linksfraktion mit einem Protest vor dem Bundestag (vor dem Hauptportal an der Westseite) für den Erhalt des Nachtzugverkehrs demonstrieren.